New Privacy? Der Raumschirm als Raumwandler
Ein selbstinitiiertes Forschungsprojekt
Mit der zunehmenden Digitalisierung verändert sich das Wohnen. Die Linie zwischen privat und öffentlich wird neugezogen: Das Wohnzimmer ist nun auch Büro und Klassenzimmer, Besprechungs- und Konferenzraum sowie Auditorium und Vortragssaal. Der Bildschirm wird zur Schnittstelle, an der das Berufsleben, die Öffentlichkeit, in die bisher intime, nur mit ausgewählten Freunden und der Familie geteilte Privatsphäre der Wohnung eindringt.
Eine solche abschirmende Funktion hat der Wandschirm, der seit Jahrhunderten in ganz unterschiedlichen Kulturkreisen auf einen Menschen Eindringendes – Kälte, Hitze oder Blicke – abhält. Doch dient er nicht nur als Sichtschutz bei alltäglichen und intimen Handlungen, wie dem An- und Auskleiden oder der Körperpflege sowie der Separierung von Personen in unterschiedlichen sozialen Situationen, wie etwa im höfischen Salon oder im Krankenhaus. Der Wandschirm fördert auch Behaglichkeit, indem er kalten Luftzug abhält und zur Dämpfung von Umgebungsgeräuschen beiträgt. Der Stellschirm kann beliebig weit geöffnet oder geschlossen werden, wodurch sich sowohl das Objekt selbst, als auch – temporär – der umgebende Raum verändern. Wird der Wandschirm nicht benötigt, kann er zusammengelegt auf die Größe eines Panels leicht transportiert oder verwahrt werden.
Freistehend, raumschaffend und portabel erhöht er als ein die Privatsphäre schützendes Objekt die Variabilität innerhalb eines Raumes und übernimmt dabei zugleich als bildtragendes Objekt auch repräsentative Aufgaben. Das selbstinitiierte Forschungsprojekt erkundet anhand von Karten, Zitaten und bildanalytischen, auf europäischen Gemälden und anderen Abbildungen beruhenden Zeichnungen, die Geschichte dieses globalen Möbelstücks und seine vielfältige Einsatzmöglichkeit in unterschiedlichen Alltagssituationen quer durch Zeit und Raum.
Grafiken: Christiane Feuerstein & Alexander Ach Schuh